Wie in der letzten Ausgabe der BFW News angekündigt, nahm sich der neue BFW-Direktor Fabian Schütz Zeit für ein ausführliches Interview, um über seine ersten Eindrücke, Vorstellungen, Ziele und Erwartungen zu sprechen.
BFW News: Zum 1. Oktober 2022 übernahmen Sie die Position des BFW-Direktors. Welche Ziele und Ideen bringen Sie für die nächsten Monate und Jahre mit?
Fabian Schütz: Zunächst einmal geht es für mich in den kommenden Monaten darum, die Mitarbeiter:innen des BFW kennenzulernen und mir einen Überblick über die Prozesse im Hause zu verschaffen. Darauf aufbauend ergeben sich einige Aufgaben.
Aktuelle Herausforderungen wie die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine mit der daraus resultierenden Energiekrise sowie die gegenwärtige hohe Inflation haben auch Auswirkungen auf das BFW – hier gilt es, das BFW durch diese unruhigen Gewässer zu führen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass dies gelingt und spüre den Rückhalt unserer Träger.
Ein weiteres großes Thema ist der demografische Wandel: In ihm sehe ich eine Herausforderung für das BFW, aber auch eine große Chance. Viele Unternehmen suchen händeringend Fachkräfte. Hier können wir mit unseren gut ausgebildeten Rehabiltand:innen etwas helfen. So profitieren das BFW, die Leistungsträger, unsere Rehabilitand:innen sowie die Wirtschaft von unserer beruflichen Rehabilitation.
Perspektivisch müssen wir alle gemeinsam unseren Anteil leisten, dass das Haus zukunftsfähig aufgestellt ist und in Nordrhein-Westfalen an der Spitze der Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation bleibt.
Haben Sie auch schon konkrete inhaltliche Ziele, die Sie verfolgen?
Selbstverständlich setzen wir Schwerpunkte. Zum einen gilt es, unseren gesetzlichen Auftrag der Integration konsequent zu verfolgen und die Rehabilitand:innen in Arbeit zu bringen. Dies gelingt aber nur, wenn wir eine gute Qualität der Ausbildung sicherstellen. Hier bietet die in den letzten Jahren erfolgreich beschrittene Digitalisierung einen großen Nutzen und wird weiterhin sinnvoll und innovativ in das Unterrichtsgeschehen und alle weiteren Prozesse eingebunden.
Zum anderen bin ich bestrebt, dass das BFW als Spitzeneinrichtung der beruflichen Rehabilitation stärker wahrgenommen wird – das gilt sowohl für unsere Mitarbeiter:innen, die Leistungsträger, potenzielle Rehabilitand:innen, als auch für Unternehmen und die Politik. Eine Vernetzung von BFW, Politik, Leistungsträgern und Wirtschaft wird ein wichtiger Entwicklungsschritt für das Haus sein, der viele Chancen bietet, um es zukunftsfähig aufzustellen.
Ich denke aber auch an die Weiterentwicklung neuer Geschäftsfelder – natürlich ohne unser Kerngeschäft der beruflichen Rehabilitation zu vernachlässigen. Vorhandene Expertise und Kapazitäten können wir erfolgreich nutzen: Ein hervorragendes Beispiel ist die Landesqualifizierung. Wir wollen ausloten, wie wir neue Geschäftsfelder erschließen können – beispielsweise im Bereich der öffentlichen Verwaltung.
Zudem ist ein klares Ziel, weiterhin eng mit der Deutschen Rentenversicherung Rheinland zusammenzuarbeiten. Die DRV Rheinland hat sich klar zu unserem BFW bekannt und gemeinsame Projekte sind bereits in Planung.
Auch ein partnerschaftlicher Umgang mit unserem Schwesterhaus in Dortmund wird weiterverfolgt – ohne jedoch den jeweiligen Charakter des BFW Oberhausen und des BFW Dortmund zu verlieren.
Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an dem BFW? Welche Chancen bietet es?
Ich habe in meinen Gesprächen und Terminen im Hause sofort wahrgenommen, dass hier motivierte Mitarbeiter:innen tätig sind, die sich ihrer Verantwortung gegenüber den Rehabilitand:innen stets bewusst sind. Das BFW bietet den Rahabiltand:innen Zukunft, Perspektiven und ein sehr attraktives Angebot, das ich anhand einiger Punkte ausführen möchte:
Der Standort im Herzen des Ruhrgebiets mit einer sehr guten Erreichbarkeit und einem weiten Einzugsgebiet ist ein großes Plus, ebenso die Qualität der Ausbildung, die einen exzellenten Ruf genießt. Natürlich machen auch die Begleitenden Dienste mit ihrem ganzheitlichen Betreuungsangebot das BFW aus und bieten ein Umfeld für eine erfolgreiche und vor allem nachhaltige Integration.
All diese Faktoren machen das BFW Oberhausen in der Rehalandschaft zu etwas Besonderem.
Welche Herausforderungen sehen Sie für das BFW als Einrichtung in der Rehalandschaft?
Die größte Herausforderung wird sein, wie sich in Zukunft die Belegungszahlen entwickeln. Es gibt Schwankungen bei den Versichertenzahlen der Träger – z. B. durch den demografischen Wandel, Einwanderung und erfolgreiche Integration sowie durch einen Wandel in der Arbeitswelt. Wir tauschen uns eng mit der Deutschen Rentenversicherung aus und arbeiten gemeinsam an Lösungen und tragfähigen Konzepten, um eine positive Entwicklung bei der Belegung zu erreichen. Ich bin vorhin schon auf die Entwicklung neuer Geschäftsfelder eingegangen, die in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen wird. Eine weitere Herausforderung sehe ich in der Zunahme des Anteils von psychischen Erkrankungen bei den Rehabilitand:innen, dem wir Rechnung tragen müssen.
Um die genannten Herausforderungen zu meistern, sind bereits Ansätze vorhanden und müssen ausgebaut und verstetigt werden. Dies gelingt aber nur, wenn alle Akteure wie Geschäftsführung, Vorstand, Bereichsleiter:innen, Mitarbeiter:innen, Betriebsrat und auch die Leistungsträger gemeinsam an einem Strang ziehen. Hierfür sind eine gute Kommunikationskultur und eine gute Arbeitsatmosphäre wichtig.
Was bedeutet die Berufung zum Direktor für Ihren ganz persönlichen Werdegang?
Für mich ist die Berufung zum Direktor des BFW tatsächlich eine Rückkehr zu den Wurzeln. Ich begann meine berufliche Laufbahn bei der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See und durchlief nach dem Verwaltungsstudium einige Stationen in der öffentlichen Verwaltung als Haushalts- und Finanzexperte. Zuletzt war ich Regierungsdirektor beim Landesrechnungshof Nordrhein-Westfalen. Nun bin ich wieder zurück im Kreis der Rentenversicherung. Das BFW bedeutet jetzt für mich einen Perspektivwechsel: Früher lag die Sicht des Leistungsträgers in meinem Fokus, jetzt der des Leistungserbringers. Das Ziel war und ist aber für beide Seiten dasselbe: eine gute Rehabilitation für den:die Versichterte:n zu leisten.
Was mich besonders an der Aufgabe im BFW reizt ist die Arbeit mit den Rehabilitand:innen. Es ist eine, sinnstiftende Tätigkeit in deren Rahmen ich nun Möglichkeiten zum gestalten habe – bei meiner vorherigen beruflichen Station ging es eher um das Verwalten. Ich hatte vorhin betont, dass wir das BFW gemeinsam weiterentwickeln und positionieren wollen – das finde ich spannend und darauf freue ich mich, gemeinsam mit Ihnen zu arbeiten.
Zudem bin ich als gebürtiger Bochumer ein Kind des Ruhrgebiets und mit diesem tief verwurzelt. Von daher hat mich auch der Standort Oberhausen direkt angesprochen. Einer meiner Großväter war Bergmann in Recklinghausen, der andere war „Dreher“ im Stahlwerk Henrichshütte in Hattingen. Die Mentalität bei uns im Ruhrgebiet ist einzigartig, das macht auch aus meiner Sicht das BFW Oberhausen als solches sehr sympathisch für Rehabilitand:innen aus anderen Regionen.
Was haben die BFW-Mitarbeitenden zu erwarten?
Einen Direktor, der das BFW gemeinsam mit allen Mitarbeiter:innen weiterentwickelt und so zur Sicherung des Standorts und der Arbeitsplätze beiträgt. Mir ist wichtig, die Belange der Belegschaft einzubeziehen und generell den Menschen nicht außer Acht zu lassen. Mir ist die Botschaft wichtig, dass alle Mitarbeiter:innen in den Rehaprozess eingebunden sind und ein jeder / eine jede entsprechende Verantwortung für das Gelingen des Prozesses mit sich trägt. Daher wünsche ich mir, dass sich alle Mitarbeiter:innen in die Weiterentwicklung des BFW mit einbringen und freue mich auf die Zusammenarbeit mit allen.
Letzte Frage: Was machen Sie in Ihrer Freizeit, um sich von der Arbeit abzulenken?
Ich bin leidenschaftlicher und durchaus leidgeprüfter Fan des VfL Bochum und gehe immer, wann es mir möglich ist, ins Stadion an der Castroper Straße. Wenn es die Zeit zulässt, betätige ich mich auch gerne sportlich und mache Aquafitness. Zudem spiele ich gerne Brettspiele und interessiere mich für Politik, Architektur und Modellbau.