Der Auftrag der beruflichen Rehabilitation ist klar: (Re-) Integration in den Arbeitsmarkt. Was uns Berufsförderungswerke dabei so besonders macht, ist das Zusammenspiel einer fundierten Qualifizierung mit breit aufgestellten Begleitenden Diensten. Diese interdisziplinäre Perspektive ermöglicht es uns, individuell zu fördern und zu unterstützen.

Eines der wichtigsten Werkzeuge, um unsere Rehabilitand:innen im Blick zu behalten, ist das Profiling. Hier kommen Ausbilder:innen, Pädagog:innen und Mediziner:innen als Reha-Teams zusammen und dokumentieren ihre spezifischen Einschätzungen. So schaffen wir mit jedem Profiling die Grundlage für eine passgenaue Förderplanung und einen erfolgreichen nächsten Reha-Abschnitt. Dieses Werkzeug steht aktuell vor einer Revision, die auf einer auf die berufliche Reha angepassten Item-Batterie des ICF-Katalogs basiert.

Der ICF Katalog (ICF = International Classification of Functions) wurde 2001 auf der 54. Vollversammlung der WHO (World Health Organization bzw. Weltgesundheitsorganisation) verabschiedet. Ziel war es, eine international einheitliche Kommunikation zur „Beschreibung des Gesundheitszustands und der mit Gesundheit zusammenhängenden Zustände“ (WHO 2005: 11) aller Menschen – und damit nicht nur für Menschen mit Behinderungen – zu ermöglichen. Der Fokus richtet sich auf das, was ein Mensch kann und nicht auf das, was er oder sie aufgrund von Krankheit oder Behinderung möglicherweise nicht mehr kann.

In einem Modellprojekt wurden eigene Klassifikationsbereiche (Items) speziell für die berufliche Rehabilitation zusammengestellt und angepasst. Unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas und Dr. Weißmann von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt floss die Expertise von insgesamt neun Berufsförderungswerken mit in die Ergebnisse ein. Auch das BFW Oberhausen wirkte hieran mit. Entwickelt wurde ein aussagekräftiges Profiling, welches durch seine ex positive Ausrichtung stets das Chancenpotential verdeutlicht, anstatt Defizite aufzuzeigen. Dieses Profiling wird derzeit getestet.

Als erste Testgruppe in unserem Hause wird aktuell in der KBÖD39 exklusiv mit dem ICF Profiling gearbeitet. Bereits im RVL Ende 2021 kam eine Paper-Pencil-Version zum Einsatz, bis der Item-Katalog schließlich zum Start der Qualifizierung am 01.06.2022 in proREHA umgesetzt wurde. Wie gewohnt ist die Selbsteinschätzung für Teilnehmer:innen über den Self-Service erreichbar, die Fremdeinschätzung für Mitarbeiter:innen über die AVL offene Profilings bzw. über die ProMo-Akte. Auch optisch ähnelt die neue Version der gewohnt Spijkers-Ansicht stark, denn weiterhin werden die Ergebnisse zur besseren Vergleichbarkeit nebeneinander dargestellt, es können Förderempfehlungen direkt im Profilingprozess angelegt werden usw.

Parallel wird der Testlauf von der Projektgruppe evaluiert: Teilnehmer:innen und Mitarbeiter:innen werden zu jedem einzelnen Item befragt sowie die Selbst- und Fremdeinschätzungsergebnisse aller Profilings im Testzeitraum miteinander verglichen. Von der ausstehenden anonymisierten Auswertung werden Erkenntnisse zur weiteren Präzisierung des neuen Profilings erwartet, um eine spätere Standardisierung des Verfahrens bestmöglich vorzubereiten. Wir sind auf die Ergebnisse gespannt!